Autofahrer aus dem Flachland müssen umdenken, wenn sie in den Bergen unterwegs sind. Vor der Urlaubsfahrt sollten Sie sich mit den Besonderheiten auf Bergpässen auseinandersetzen und Ihr Fahrzeug „bergtauglich“ machen.
Was ist beim Bergabfahren zu beachten?
Zunächst nur ein kleiner Hinweis nebenbei: Auch das Bergauffahren will durchaus gelernt sein, denn dabei kann der Motor überhitzen, wenn Sie permanent hochtourig fahren. Bergab wiederum sind vor allem die Bremsen betroffen. Sollten Sie den Fuß dort dauerhaft hinaufstellen, werden die Bremsbeläge, aber auch die Bremsflüssigkeit überhitzen. Letzteres kann zur großen Gefahr werden, die sich unvermittelt einstellt. Eine dauerhaft bei einem gewissen Tempo belastete Bremsscheibe erreicht Temperaturen von bis zu 800 Grad. Das führt natürlich zu erhöhtem Verschleiß auf den Bremsbelägen, doch noch prekärer ist die (vielen Autofahrern nicht bekannte) Tatsache, dass diese Hitze den Wasseranteil in der Bremsflüssigkeit verdampft. Diese leitet dann nicht mehr genügend Kraft zu den Bremsen. Der Weg Ihres Bremspedals wird plötzlich immer länger, bis Sie überhaupt eine Bremswirkung bemerken – das ist das erste Symptom. Schließlich kann die Bremswirkung im Extremfall gegen null gehen, was bergab fast immer zu einem schweren Unfall führt. Gegen diese Gefahr wappnen Sie sich auf verschiedene Weise:
- Lassen Sie vor der Fahrt Ihre Bremsflüssigkeit, die Bremsbeläge und die Reifen überprüfen. Wenn Sie oft in den Bergen fahren, wechseln Sie die Bremsflüssigkeit alljährlich.
- Nutzen Sie bergab unbedingt die Motorbremse. Schalten Sie bei starkem Gefälle herunter: vom fünften oder vierten auf den dritten, dann auf den zweiten und nötigenfalls sogar auf den ersten Gang. Bei einer Automatik nutzen Sie analog die entsprechenden Fahrstufen.
- Sollten Sie die nachlassende Bremskraft feststellen, muss Ihre Bremsflüssigkeit noch nicht „ausgedampft“ sein. Vorerst haben sich wahrscheinlich Luftblasen gebildet. Treten Sie dann mehrmals schnell auf die Bremse, das komprimiert die Dampfblasen in der Bremsflüssigkeit. Versuchen Sie anschließend den Pedaldruck konstant zu halten.
- Bei zu schwacher Bremsung trotz dieser Maßnahmen nutzen Sie zusätzlich die Handbremse.
- Wenn sich die Bremstätigkeit wieder normalisiert, vermeiden sie zu häufiges Bremsen, damit sich das System wieder abkühlen kann. Das geht nur mit angemessener (langsamerer) Geschwindigkeit.
Ausgefallene Bremsfunktion: die "Blechbremsung"
Es klingt sehr unangenehm, rettet aber Menschenleben: Bei einer komplett ausgefallenen Bremsfunktion müssen Sie eine „Blechbremsung“ einleiten. Das Szenario stellt sich in etwa so dar: Ihre Hauptbremse funktioniert offensichtlich nicht mehr oder kaum noch, die Motor- und die Handbremse genügen auch nicht, um den Wagen genügend abzubremsen. Er ist zu schwer, der Berg ist zu steil, Ihre Geschwindigkeit ist zu hoch. Nun hängen Ihre Optionen von der Verkehrs- und Straßensituation ab. Bei wenig Verkehr und dem Auffinden einer bergauf führenden Abzweigung (oft ein Feldweg) steuern Sie diesen Weg an. Das kann funktionieren und bietet sich vor allem dann an, wenn der Weg in ein Feld führt, auf dem Sie das Auto nötigenfalls ausrollen lassen können, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden. An manchen besonders steilen Passagen sind sogar so genannte Notwege ausgeschildert, die meist in einer Kiesgrube enden, um das Auto abzubremsen. Sollten Sie so einen Weg nicht finden, aber an einer Bergwand oder einer Leitplanke unterwegs sein, hilft nur noch die Blechbremsung. Vergessen Sie jetzt den Lack und das Blech Ihres Autos, denken Sie an Ihr Leben:
- Schalten Sie die Warnblinkanlage ein.
- Warten Sie möglichst auf eine Stelle mit wenig Kurven und freier Sicht.
- Steuern Sie den Wagen mit angezogener Handbremse und eingelegtem Gang (behindert nicht die Lenkung) vorsichtig und mit Gefühl, aber bestimmt nach rechts gegen die Leitplanke, die Felswand oder eine Mauer, falls vorhanden.
- Der Wagen kommt zum Stehen. Der Schaden auf der rechten Seite ist beträchtlich, aber Sie haben möglicherweise Ihr Leben, das Ihrer Insassen und eventuell auch das anderer Verkehrsteilnehmer gerettet.
Was sollten Sie noch bei der Bergabfahrt beachten?
Es gibt abseits der Bremsen noch einige Punkte, die Sie auf Bergabfahrten beachten sollten. So sollten Sie Ihre Kupplung nicht überstrapazieren. Manche Autofahrer kuppeln bei jedem Bergabschwung aus, um wieder Tempo aufzunehmen und Sprit zu sparen, doch das Wiedereinkuppeln bei hoher Geschwindigkeit halten manche Kupplungen nicht aus. Sie gehen entzwei, das Fahrzeug schlingert. Wenn Sie Automatik fahren, schalten Sie bergab auf die Stufen 1 oder 2. Geländegängige Fahrzeuge sind mit einer Bergabfahrhilfe ausgestattet, nutzen Sie diese unbedingt. Fahren Sie vor allem vorausschauend und lieber etwas langsamer, auch wenn Einheimische hinter Ihnen drängeln.
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