Mitte der 1920er Jahre tauchte der Begriff „Roadster“ (oder „Runabout“) erstmalig in England auf, dem eigentlichen Geburtsland dieser Fahrzeuggattung. Federführend bei der Entwicklung waren britische Automobilhersteller wie Triumph,
MG, Riley und
Jaguar. Unter einem Roadster verstand man einen offenen, sportlichen und – wegen seiner spartanischen Ausrüstung – preisgünstigen Wagen. Die Fahrzeuge besaßen meist nur sehr kleine Windschutzscheiben (sogenannte Brooklands-Scheiben) und waren mit einem Knüpfverdeck mit seitlichen Steckscheiben ausgestattet, welches sehr umständlich zu handhaben war und daher nur bei wirklich heftigen Regenschauern zum Einsatz kam.
Auch von sanftem Fahrgefühl konnte keine Rede sein, denn zu dieser Zeit waren noch Starrachsen und Blattfedern en vogue. Dafür steckten in den meist äußerlich unscheinbar aussehenden Wägelchen recht zugkräftige Motoren (die verschiedenen Variationen reichten bis zum PS-starken V8-Motor) unter den Hauben. Die leichten Fahrzeuge erreichten dadurch beachtliche Beschleunigungswerte und die Endgeschwindigkeit wurde eigentlich nur durch die meist astronomisch hohen cw-Werte begrenzt. In späteren Jahren, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, nahmen sich auch andere Automobilnationen dieser Bauweise an. Vor allem die Italiener kreierten einige Klassiker, die aber nicht unter dem Begriff „Roadster“ vermarktet wurden, sondern meist unter der Bezeichnung „Spider“ (z. B. der
Fiat 124 Sport Spider oder der
Alfa Romeo Giulietta Spider) firmierten. Weitere, aber eher seltene Begriffe, waren und sind „Spyder“ oder „Speedster“.
Der Inbegriff eines klassischen Roadsters
Die Blütezeit dieser Bauweise lag vor allem in den 1950er und 1960er Jahren. Das herausragende Designmerkmal waren meist kleine, niedrige Türen oder Türausschnitte, welche den charakteristischen Hüftschwung (oder Hüftknick) ergaben. Die Karosserieübergänge wurden zugunsten eines langen Radstandes meist recht kurz gehalten. Unter der langgezogenen Fronthaube (einzig der
Porsche 356 Speedster machte eine Ausnahme) befand sich ein leistungsstarker Motor, dafür war das Heck nur sehr kurz und der Kofferraum entsprechend klein. Zu den klassischen Modellen, die all jene Merkmale aufwiesen, gehörten beispielsweise der Austin-Healey Sprite, der MG Midget, Triumph Spitfire sowie die Modelle von Sunbeam –
Alpine und Tiger.
Der Roadster aus heutiger Sicht und seine Praktikabilität im Alltag
Heute wird ein Roadster zumeist als Zweisitzer mit Hinterradantrieb und Stoffverdeck definiert. Die aktuellen Beispiele hierfür liefert ein Modell von
Mazda – der
MX-5 – sowie der Porsche Boxster. Aber mittlerweile werden auch viele Fahrzeuge unter dieser Bezeichnung auf dem Markt etabliert, die nicht mehr die eigentlichen, traditionellen Merkmale eines Roadsters aufweisen, wie etwa der
Audi TT oder der
Mercedes SLK. Eine allgemeingültige Formel, welches Fahrzeug als Roadster bezeichnet werden kann und welches nicht, gibt es nicht, aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass ein Roadster dem reinen sportlichen Fahrvergnügen dient und ist nur bedingt alltagstauglich ist.
Meist handelt es sich um reine Zweisitzer, die durchaus nicht immer mit den sogenannten „Notsitzen“ ausgestattet sind. Auch eignet sich das Volumen des Kofferraumes nur sehr begrenzt für den Großeinkauf im Supermarkt. Ebenso gibt es hinsichtlich der Bedienbarkeit des Stoffverdecks große Unterschiede zum Cabrio. Selbst Luxusmarken wie Lamborghini vernachlässigen diesen Punkt zugunsten der brachialen Motorgewalt ihrer Boliden und erklären die Praktikabilität eines Stoffverdecks zur nebensächlichen Petitesse. Doch ob Luxusmodell oder normaler Cruiser, ein Stoffverdeck sollte sich grundsätzlich bei plötzlich einsetzendem Regen schnell und einfach bedienen lassen; nicht alle Modelle verfügen über eine entsprechende Automatik.
Die neuen Klassiker von morgen
Den Inbegriff eines Roadsters erfüllt nach heutigen Maßstäben der Mazda MX-5. Das 1989 erstmals erschienene Modell löste eine wahre Renaissance der Spider und Roadster aus. Das mittlerweile in vierter Generation gebaute Fahrzeug gilt heute als das meist verkaufte Roadster-Modell überhaupt und genießt bereits Kultstatus. Auch ist er hinsichtlich seines Preises, gegenüber den anderen Marken-Modellen, vergleichsweise günstig in der Anschaffung. Bereits 1987 präsentierte
BMW den Z1, von dem zwischen 1989 und 1991 genau 8.000 Exemplare gebaut wurden. 1995 erschien das Nachfolgemodell Z3. Das aktuelle Roadster-Modell der Bayern mit dem Sportwagencharme ist wiederum der
BMW Z4. Aber auch der US-amerikanische Elektro-Automobilhersteller
Tesla brachte zwischenzeitlich ein Roadster-Modell heraus. Andere Automobilhersteller wie etwa Fiat versuchen durch Neuauflagen alter Modelltypen wieder an die glorreichen Zeiten zu erinnern. So bietet Fiat in Anlehnung an alte Zeiten den 124 Spider an. Unter der Haube ist dieser klassische Roadster übrigens baugleich mit dem äußerst unterhaltsam zu fahrenden Mazda MX5.
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